Höllengeier über dem zweiten Landkartenset

Die Schachtel sagt uns diesmal: "Six archival quality collector's maps depicting several of the most legendary strongholds and cities of Middle-earth". Auf dem Cover sieht man diesmal Saruman in seinem Studierzimmer; hinter ihm sind fünf der sechs KArten aufgezogen, so dass zumindest deren Titel erkennbar sind (sowie ein kleiner Auszug der Umbar-Karte).

Bei den Karten handelt es sich um:

Zwar ist diesmal keine Karte der Heimat der Höllengeier dabei, aber trotzdem sind die Karten von gewohnt ausgezeichneter Qualität, hat sie doch wieder Daniel Reeve gestaltet. Auch sonst entspricht die Aufmachung jener der Karten aus dem ersten Landkartenset. Das Detailniveau der Karten ist entsprechend gut, natürlich in einer deutlich kleineren Umgebung. Alle Karten sind 56 auf 43 cm groß. Hübsch und sehr edel.

Da es sich diesmal primär nicht um Land-, sondern um Ortskarten handelt, ist der abgebildete Raum natürlich kleiner. Dies wird indes dadurch wieder ein wenig ausgeglichen, dass es zu jeder karte eine in den Rand eingelassene Ausschnittskarte der unmittelbaren Umgebung gibt, die die jeweilige Karte in ihren größeren Zusammenhang stellt. Manche enthalten auch noch weitere Merkmale: So gibt es auf der Karte von Helms Klamm noch eine Zeichnung der Statue von Helm Hammerhand sowie einen Querschnitt durch die Hornburg, und Isengart hat zudem eine Zeichnung der Säule der Weißen Hand sowie einen Blick in Sarumans bereits erwähntes Studierzimmer. die Karten von Bruchtal und Umbar warten, ganz ungewohnt, mit einer zusätzlichen Farbe auf: blau für Wasser.

Natürlich lässt sich das Detailniveau der Karten nicht mit denen der alten ICE-Produkte für MERS vergleichen, was besonders bei der von Minas Tirith auffällt. Wieder einmal gilt, dass alle Infos aus den Romanen eingetragen sind, viel mehr aber auch nicht. Aber auch hier entdeckt das findige Auge des Archivgeiers Ausnahmen: Die Karte von Bruchtal ist sehr deutlich dem Bild von Elronds Haus im Film nachgestellt (bis hin zur im Film deutlich erkennbaren Gartenlaube), und bei der Umbar-Karte gibt es eine Vielzahl von durchaus neuen Informationen. Die versammelten Geier sind aber hauptsächlich mit der Karte von Minas Tirith beschäftigt, um aufgrund des durchaus tauglichen Detailniveaus (alle wichtigen Orte sind schließlich da) jene beeindruckenden Sturzflüge zu üben, die man im Trailer zu Return of the King bewundern darf.

Auch hier gibt es wieder ein 32-seitigen Büchlein, welches diesmal aber doch tatsächlich neues Material enthält. Diese sind für alle sechs Örtlichkeiten recht knapp gehalten, geben aber Erzählerinnen, die sich nicht gerade als wandelnde Herr der Ringe-Enzyklopädien verstehen, ausreichende Informationen an die Hand, um sich zurecht zu finden. Gar manche der Informationen über Umbar war zudem selbst dem Archivgeier neu (und der Rechtsgeier wundert sich seitdem, welche Lizenzlücken man bei Decipher noch findet...). Besonders nützlich ist eine zweiseitige Zeitleiste aller drei Zeitalter (na gut, aller zwei; die des Ersten Zeitalters bietet als einzigen Eintrag Elronds Geburt an), die natürlich nicht mit der der Anhänge des Romans mithalten kann, aber die eher kurze im Grundregelbuch doch gut ergänzt. Auch das vierseitige Glossar am Ende des Bandes ist für Neulinge eher nützlich.

Es gibt diesmal keinen Index der Einträge der sechs Landkarten (was den Archivgeier zwar zum einen betrübte, aber wegen der wegfallenden Mühen bei der deutschen Glossarerstellung dann auch wieder erfreute). Sicherlich ergibt ein Komplettindex bei sechs Karten in deutlich kleinerem Maßstab auch keinen größeren Sinn, da selbst dem Grobgeier klar ist, dass er, wenn er Ziele in Minas Tirith bombardieren möchte, auch gleich auf der entsprechenden Karte nachsehen kann statt in einem Index; immerhin überfliegt der durchschnittliche Höllengeier - wenn es denn so etwas gäbe, ist doch jeder Höllengeier absolut einzigartig - die Stadt nach den derzeitigen Regeln (die diesbezüglichen Errata für Wilde Bestien und wundersame Magie liegen noch nicht vor) ohne große Anstrengung in 67 Runden und bei Höchstgeschwindigkeit (sagen wir, im schrägen Sturzflug) in läppischen acht Runden.

Der hohe Preis (wieder 30 Dollar) stört diesmal schon etwas weniger, zahlt man ihn doch diesmal nicht nur für die sechs Karten, sondern bekommt auch das Büchlein dazu.

Fazit: Sechs von neun Höllengeiern würden dieses Produkt allein wegen der wunderschönen Karten ungeachtet des Preises kaufen; zwei weitere würden dies ebenfalls tun, wenn ihnen Papa Sauron eine Gehaltserhöhung geben würde. Und nur der Verwirrte ist der Ansicht, dass er ohnehin nicht wisse, wo Umbar läge, er also auch keine Karte dafür bräuchte (ganz im Gegensatz zu Junior, der aber ohnehin nicht hin fände, es aber toll findet, zu wissen, wie es dort aussähe, wenn er denn dort wäre).

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